Vor wenigen Wochen stand die U16 der SG Flachgau Nord definitiv vor dem Aus. Was heißt stand, es war AUS.
Aus und vorbei, das Team schien sich aufgelöst zu haben.
Ohne auf die Details eingehen zu wollen, war es so, dass auf Grund der immer schlechter werdenden Trainingsbeteiligung Coach Manfred Brandstetter nach mehreren Warnungen und Androhungen schlussendlich die Konsequenzen zog und den Job hinschmiss.
Schon wurde über die Auswirkungen nachgedacht – Strafzahlungen für die neun abzusagenden Meisterschaftsspiele etc. – und diskutiert, da entschloss man sich, doch noch einen, aber auch wirklich nur einen Versuch der „Reanimation“ zu machen.
Zu schade erschien es ob der teils respektablen Leistungen der Truppe im Herbst, diese Jungs im Frühjahr fußballerisch dahin vegetieren zu lassen, abgesehen von partiellen 1b-Einsätzen für einzelne.
Und siehe da, nach einem informativen Gespräch mit der Mannschaft im Beisein einiger Eltern startete Mitte März das Unternehmen U16 von neuem, nachdem – angefangen von den Jugendleitern der einzelnen SG-Vereine – auch die Spieler Ihre Einsatzbereitschaft und den Willen zum Projekt bekundeten.
Aufgrund beruflicher Einschränkungen des Interimcoaches Thomas Voglhuber einigte man sich auf eine „light“-Version, die vorsieht, dass die Jungs während der Woche verpflichtend 1 -2 Mal pro Woche mit der jeweiligen 1b/KM ihres Heimatortes traineren und sich nur am Freitagabend zu einem gemeinsamen Training pro Woche in Nußdorf zusammenfinden sollte.
Und siehe das, es funktionierte. Bis zur Karwoche zweimal gute Trainingsbeteiligungen, dann witterungsbedingt die Absagen in der Karwoche. So ging es, nach nur drei gemeinsamen Trainingseinheiten und OHNE ein einziges Vorbereitungsspiel am gestrigen Samstag in Bürmoos ins erste Meisterschaftsspiel gegen die dortige SG mit Lamprechtshausen. Ein starker Gegner, und das nicht nur körperlich…
Zugegeben, die (nicht laut ausgesprochene) Erwartungshaltung des Trainers lag nicht zu hoch, eine Niederlage nach respektierlicher Leistung schien akzeptabel. Doch der Glaube an die Jungs, welche die Motivationsversuche wie auch die tatktischen Anweisungen annahmen und auf dem Spielfeld ebenso umsetzten, machte sich bezahlt.
Vor den Augen von Herbstcoach Manfred Brandstetter und sonst nur zwei weiteren Eltern kämpften und rackerten unsere Jungs ebenso bedingungs- wie erbarmungslos.
Schon nach einigen Minuten war klar, dass es nicht sooo eine einseitige Angelegenheit werden würde, wie man zweckpessimistischer Weise erwartet hatte. So war das torlose Remis zur Pause schon absolut verdient, dann man hatte den Gegner nicht zu einer einzigen Chance aus dem Spiel kommen lassen. Lediglich ein frecher, unerwarteter Weitschuss war es, der unseren Goalie Sebastian Brandstetter einmal aus der Reserve locken konnte. Aber mit all der Routine seiner jungen Jahre und dem bißchen Glück des Tüchtigen schraubte er, optimal getimt, seine Fingerspitzen im richtigen Moment im Zurücklaufen hoch in die Luft und entschärfte die Situation.
Nach der Pause ging es, mit der ausgegebenen Marschroute, vorsichtige Zurückhaltung mit Vorstößen zur richtigen Zeit, gepaart mit der nötigen Geduld – denn es war nur eine Frage der Zeit, bis die Hausherren ob der schwindenden Zeit und der Gefahr, der sicher geglaubten drei Punkte verlustig zu gehen, Ihre Nerven blank legen würden – in Hälfte zwei.
Und, genau wie erwartet, drückten die Gastgeber aufs Gas, und die ersten 20-25 Minuten von Hälfte zwei wahren sicher die schwierigsten im Spiel. Doch auch da ließ man kaum Chancen zu, vor allem keine zwingenden. So wurden auch unsere Jungs immer frecher, eine Umstellung ca. 15 Minuten vor Spielenden, nach einer blauen Karte für einen „ausgezuckten“ Bürmooser, dessen Nervenkostüm schon zu eng wurde, brachte der einzigen Sturmspitze, Max Kreiseder, Entlastung durch den vorgezogenen Sebastian Griesner. So wurde mehr Platz für Max geschaffen, und schon wurden wir mehrmals brandgefärlich, da auf einmal auch der verflixte letzte Pass besser und besser kam.
Als er schon den Kopf nach einem gescheiterten Alleingang auf den Goalie des Heimteams hängen lassen wollte, wurder er von der Bank aus von allen angefeuert und angehalten, schnell die Abseitszone wieder zu verlassen, da unser Mittelfeld den Ball gleich wieder erobern konnte und die nächste Attacke einleitete.
Wieder kam der Pass auf Max, vielleicht nicht so direkt und optimal wie knapp eine Minute zuvor, und er musste den nach links abdriftenden Ball erst sichen. Dann machte er alles richtig. Insinktiv drehte er sich mit dem Spielgerät Richtung Sechzehner Mitte und richtete sich die Kugel mit ein, zwei Schritten seitlich des Elferpunktes her, um das Teil dann mit allem, was er hatte – Können, Herz und Willen, aber vor allem eine gehörige Portion Frust ob der zuvor ausgelassenen Chancen – mit einem Gewaltshammer, wie mit dem Lineal gezogen zentral aufs Tor, exakt an die Unterkante der Querlatte zimmerte!!! Die Erleichterung und Freude waren riesengroß, jedoch besann man sich sofort darauf, nach mindestens acht Minuten vor sich zu haben.
Und die hatten es in sich. Die Hausherren, nun endgültig ihr Worst-Case-Szenario vor Augen habend, moblisierten nochmals alle Kräfte. Trotzdem waren unsere Jungs vorerst dem 2:0 näher als die anderem dem Ausgleich.
Und wieder war es Max, der im Bürmooser Spielaufbau den Ball erobern konnte, und sich schon wieder, am Verteidiger vorbei, auf den Weg in den Sechzehner machte. Da wurde er von hinten vom Verteidiger attakiert, welcher aber nur Max‘ Bein traf, dafür aber laut aufschrie…
Und zur Überaschung aller, pfiff der Schiri Foul gegen Max, obwohl dieser im vollen Vorwärtsgang, ein bis Schritte vor dem Gegner war! Daraufhin tat Max verständlicher Weise seinem Unmut etwas laut Richtung Schiri kund, welcher daraufhin auch Max mit Blau bedachte, was drei Minuten vor Spielende natürlich endgültig war.
Dies entfachte die Bürmooser Bemühungen noch mehr, aber unsere Jungs machten fast alles richtig. Nur einmal war es eine kleine Unachtsamkeit im Spielaufbau, die einen Ballverlust im eigenen Mittelfeld nach sich zog, welches einen der Hausherren motivierte, den erlösenden Angriff im Alleingang zu initiieren. Schon hatte er zwei unserer Leute stehen gelassen und sah eigentlich nur noch den nahenden Sechzehner und unseren Goalie Basti vor sich. Da tat Tom Dürager das einzig richtige, opferte sich in der letzten offiziellen Spielminute und zog noch rechtzeitig, genau an der Sechzehnerlinie die Notbremse. Kein grobes Foul, aber natürlich auch mit blau (hätte auch rot sein können…) geahndet. Der Freistoß von halblinks entbehrte Gott sei Dank wirklich guter Ausführung und strich, halbhoch geschossen gut einen Meter rechts am Tor vorbei.. Kurz darauf war dann Schluss und die Freude riesengroß!
Die Burschen haben sich selbst den größten Gefallen getan und bewiesen, was in ihnen steckt. Sie sind es selbst, die die Richtigkeit der „Rückholaktion“ außer Frage gestellt haben und ihre zweite Chance als verdient unterlegten! Das Spiel hatte alles, was man sich erwartet: Herz, Hirn, Einsatz, Mut und Kampf, kombiniert mit enormer taktischer Diszipling und – ja, auch das gehört dazu – dem bißerl „Masl“, das es braucht, um zu bestehen.
Meinen vollsten Respekt dem ganzen Team, Gratulation und „Hut ab“!!!
Wir sind mit nur 13 (von eh nur 15 möglichen) Spielern angereist, da Flo Kleinferchner leider (noch länger) mit einer Knieverletzung zu kämpfen hat und Chri Wolfgruber die Berndorfer 1b durch seinen Einsatz aufgrund deren Personalmangel erst spielfähig machen musste.
Dazu kommt noch, dass Markus Absmann nach gut 30 Minuten mit einer Aduktorenzerrung verletzt raus musste. Von der Bank kam Alex Niederreiter, der trotz seiner körperlichen Unterlegenheit die Lücke bestens füllte. Denn mit Andi Baumgartner saß nur noch ein weiterer angeschlagener Spieler auf der Bank, der Alex dann in den letzten 10 Minuten trotz Leistenzerrung „erlöste“ und voll dabei war.
Ein PAUSCHALLOB dem ganzen Team, welches jetzt schon ganz heiß auf das erste SG-Heimspiel, kommenden Samstag, dem 25. April um 10:00 Uhr in MICHAELBEUERN, ist. Es geht gegen die SG Faistenau-Hof. Sicher ein schlagbarer Gegner, aber ohne die Einstellung vom gestrigen Spiel wird auch das alles andere als ein Selbstläufer. Aber ich denke, die Meute hat gestern Blut geleckt, ist auf den Geschmack gekommen und wird auch in den verbleibenden acht Partien ihr beste geben!
Ein besonderer Dank meinem Vorgänger und Spezi Manfred Brandstetter und unserem Co-Trainer Tobi Vatscher aus Berndorf, deren herbstliche Arbeit die Grundlage für die Leistungen im Frühjahr bilden und schon gestern erstmals Früchte trug!!!
ThomasV
ThomasV